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Der Navigationsoffizier Wilhelm Niemann hatte von der Dornier Metallbauten GmbH den Auftrag, besondere Etappen des DO-X-Überseefluges durch die bekannten Dornier-Eigenbelege zu dokumentieren und diese nach der Reise möglichst teuer zu verkaufen. Nach der jetzt aufgefundenen Bordpostabrechnung frankierte Niemann in Natal 24 Umschläge und drehte zur Entwertung der Briefmarken den Bordpoststempel auf den 3. Juni 1931 zurück! Ich nehme an, dass das echte Stempeldatum der 6. Juni war, da es von diesem Tag auch Bordpoststempelentwertungen auf wenigen Mannschaftsbelegen - und danach erst wieder Bordpost vom 16. Juni 1931 - gibt. So fertigte Niemann also nachträglich Belege an - die das Datum des Tages vor der Überquerung des Südatlantiks trugen, als die DO-X noch in Porto Praia, auf den Kap Verden, lag. In Wirklichkeit war Niemann dort am 3. Juni arbeitsunfähig. Ein schwerer Malaria-Anfall hatte ihn an das Bett gefesselt. Allein durch eine massive Chininspritze fitt gemacht, konnte er den Südatlantikflug, am 4. und 5. Juni 1931, navigieren.
Nachdem Niemann vor Beginn des Überseefluges als Halter des Bordpostamtes der
DO-X vereidigt worden war, handelte es sich bei dieser Rückdatierung des
Bordpoststempels um ein Dienstvergehen, welches bei bekannt werden entsprechend
geahndet hätte werden müssen! Da der ganze Sachverhalt aber zumindest in den
Dreißiger Jahren unbekannt war, hat es deswegen nie ein Verfahren gegen Niemann
gegeben. Reinhard Hofrichter |
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